Horizonte und Trends

Harmonischer Auftakt

Am traditionellen Neujahrauftakt «Horizonte und Trends» von vps.epas blickten die Auguren tapfer in die Zukunft. Nach dem erschütternden 2022 sind die steigenden Zinsen ein Lichtblick für Pensionskassen.

Erstens kommt es anders, als man zweitens denkt: Das vergangene Jahr 2022 war an der Börse durchs Band ein Jahr zum Vergessen. So schlecht wie lange keines mehr, und entsprechend vorsichtig äussersten sich die Rednerinnen und Redner mit Voraussagen für 2023.  

Gibt es einen Ausgleich? 

Marianne Frei (Pensionsversicherungsexpertin und Partner, Aon Schweiz AG), hielt das Inputreferat. Sie legte den Verantwortlichen von Schweizer Kassen aus Expertensicht dar, wie man sich in Zeiten steigender Zinsen und Teuerung verhalten kann. Nicht zuletzt werden von Seiten der Rentnerinnen und Rentner rasch Ansprüche laut, ein Teuerungsausgleich wird gefordert, wie es ihn bei AHV-Renten gibt. Pensionskassen sind allerdings nicht dazu verpflichtet. Sie haben einen Ermessensspielraum, im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten die Teuerung auszugleichen.  

 

Nein, es gibt nichts.  

Dies geschieht in der Realität allerdings kaum: Die Pensionskassen würden schon gerne etwas mehr geben, aber sie können nicht. Dies zeigte das erste Podium, das Peter Schnider (Direktor vps.epas) moderierte. Im Gespräch zeigte sich, dass die drei Pensionskassengeschäftsführerinnen und -führer Michel Herzig (PK Hirslanden), Helga Portmann (Pensionskasse Stadt Zürich) und Cécile Richards (Pensionskassen SV Group) alle in der gleichen Lage sind. Die schlechten Anlageresultate des Jahrs 2022 erlauben es schlicht nicht, Rentenzuschläge zu zahlen. Eine weitere Gemeinsamkeit aller Kassen, unabhängig ihrer Grösse und der Branche, in der sie tätig sind: Der technische Zinssatz steht nun wieder zur Debatte. Allerdings bleibt eine allfällige Erhöhung Sache der einzelnen Vorsorgeeinrichtung. 

 

Wird 2023 besser werden?  

Im zweiten Teil der Veranstaltung begrüsste Kaspar Hohler (Chefredaktor der «Schweizer Personalvorsorge»), traditionellerweise drei Anlageauguren, die in kurzen Vorträgen Trends ihrem jeweiligen Themenfeld auszumachten.  

Damian Künzi, Leiter Konjunkturanalyse bei Swiss Life Asset Managers, eröffnete den Reigen und stellte fünf Thesen auf. Künzi sieht eine milde Rezession in den USA kommen, wobei die Arbeitslosenquote nur wenig steigt. Ein Lichtblick ist in seinen Augen ein mögliches Comeback von China, dessen Exporte sich bereits 2022 gut entwickelten und wo das Ende der Null-Covid-Politik ein vielversprechendes Jahr des Hasen für den Binnenkonsum einläuten wird. Alles in allem sieht Künzi das schlimmste bei der Inflation und beim Zinsanstieg hinter uns, was für Investoren etwas mehr Planungssicherheit im Jahr 2023 bringen sollte.  

Obligationen kommen zurück 

Anastassios Frangulidis (Leiter Multi Asset Zürich, Pictet Asset Management) wagte einen tiefen Blick in die Perspektiven der Geldpolitik. Auch er beschränkte sich auf fünf knackige Slides und hielt fest, dass die Inflation ein monetäres Phänomen sei. Frangulidis zeigte auf, dass 2022 punkto Bonds das schlechteste Jahr seit einem Jahrhundert war. Die Bewertungskorrektur bei Obligationen hält er nun für abgeschlossen, wobei der US-Dollar weiterhin stark überbewertet sei.  

Philippe Bertschi (Multi Asset Fund Manager, Schroders) blickte schliesslich in die Kristallkugel des Aktienmarkts. Hier sieht er vorerst vor allem eine Zunahme der Risiken, während es im lokalen Anleihenmarkt noch eher attraktive Renditen gibt. Regional zeigt sich bei den Aktien ein sehr unterschiedliches Bild und es gibt durchaus attraktive Renditen zu finden.  Was könnte denn schief gehen? Im anschliessenden Panel waren sich die Experten einig, dass die Chance für positive Überraschungen eher grösser ist als diejenige für negative. Entsprechend dürfte es sich auch im neuen Jahr lohnen, bewusst Anlagerisiken einzugehen. Oder, wie es Bertschi formulierte: «Ein Leben ohne Zucker macht keinen Spass.»