Sonderausgabe Sammel- und Gemeinschaftseinrichtungen 2021

Ein mittleres Chaos und viel Arbeit für die Aufsicht

Die Tagung von vps.epas am Flughafen Zürich gab ein Update zum wachsenden Segment der Sammelstiftungen. Dieses fordert alle Stakeholder heraus – von der Aufsicht bis zum Revisor.

Das Who is Who der Sammel- und Gemeinschaftsstiftungen (SGE) traf sich an einer Fachtagung von vps.epas am Flughafen Zürich, die vor Ort und als Webinar im Internet stattfand. Rund die Hälfte der 100 Teilnehmenden nahm online teil; 50 Personen erlebten eine weitgehend normalisierte Veranstaltung, dank der Covid-Zertifikatskontrolle am Eingang.

Zusätzliche Informationen

Mehrere Referenten äusserten die Freude, wieder vor einem Live-Publikum sprechen zu dürfen. So auch Vera Kupper Staub, Präsidentin der OAK BVG, die die Weisungen für «Vorsorgeeinrichtungen im Wettbewerb» erläuterte. Die Aufsicht will mit den beiden Weisungen, die per Ende 2021 in Kraft treten, für mehr Gleichbehandlung sorgen. Hintergrund ist, dass die SGE spezifische Anforderungen an die Aufsicht stellen. Die Kontrolle von firmeneigenen Pensionskassen ist in der Regel einfacher.

Um die teilweise komplexen Strukturen der SGE zu durchschauen, fordert die OAK nun zusätzliche Informationen ein. So müssen SGE der Direktaufsicht Informationen über ihre Struktur und insbesondere über die Risikoverteilungen und Solidaritäten innerhalb der Stiftung angeben. Weiter stellt die OAK auch präzisierte Anforderungen an die interne Kontrolle von SGE, die der Stiftungsrat zu befolgen hat. Die Weisungen erhöhten die Akkuratesse und die Aussagekraft der Arbeiten von Experte und Revisionsstelle, hielt Kupper Staub in ihrem Fazit fest.

Kritische Reaktionen

Christian Heiniger, PK-Experte SKPE, bei Willis Towers Watson, nahm den Ball auf und beurteilte in seinem Referat, was die neuen Bestimmungen für seinen Berufsstand bedeuten. Er sieht zwar mehr Aufwand für die Expertentätigkeit, schätzt aber die zusätzliche Verantwortung, die dem Experten zugestanden wird. Kritisch bemerkte Heiniger, dass die Aufsicht teilweise dem Experten Aufgaben entreisse. Durch den Trend einer «risikoorientierten Aufsicht» werde der Experte an die kürzere Leine genommen und drohe zum technischen Revisor zu werden. Heiniger stellte auch die Frage, was die Aufsicht mit den erheblichen Datensätzen tun werde.

Patrik Schaller, Partner, Head Assurance Insurance Core, EY Zürich, erläuterte, wie die neuen Anforderungen an die interne Kontrolle umgesetzt werden sollen. Grundsätzlich begrüsste er die erhöhte Transparenz und appellierte an die Stiftungsräte, ihre Verantwortung wahrzunehmen. Diese liegt unverändert beim obersten Organ. Wichtig sei, dass die Stiftungsräte selbst verstehen, welche Risiken auf Stufe Vorsorgewerk im Einzelnen getragen werden. Dies sei nicht immer der Fall, teilweise treffe die Revision auf «haarsträubende» Lücken in der Dokumentation. Auch die Kompetenzen und Aufgaben müssen reglementarisch unterlegt sein. Schaller empfahl den anwesenden Stiftungsräten, zur Umsetzung Workshops zu besuchen und in ihrer Analyse auch die Hilfe von automatisierten IT-Lösungen einzukalkulieren. Ohne diese Rechentechnik sei die erweiterte Revision kaum mehr zu handeln.

Asymmetrische Teilliquidation

Roger Baumann, PK-Experte und Partner bei c-alm ging in einem weiteren Referat auf die Vorschriften zur Teilliquidation ein. Auch diese stellen besondere Anforderungen an SGE, weil die einzelnen Stiftungen um Anschlüsse buhlen und es auch immer wieder zu Wechseln von Beständen kommt. Zum Schutz vor einem «Exodus» sollten in Unterdeckung Teilliquidationen greifen, dagegen hat die SGE in Überdeckung wenig Interesse, Rückstellungen und Reserven mitzugeben. Hier ortete Baumann eine unsichere Rechtslage. Es gebe eine Nachfrage zu einer «asymmetrischen Teilliquidation» von Seiten der Vorsorgeeinrichtungen. Problematisch ist, dass diese Reglemente von den regionalen Aufsichtsbehörden genehmigt werden müssen, jedoch nicht einheitlich beurteilt werden. Bei der Zulassung von TL-Bestimmungen herrsche gar ein «mittleres Chaos», sagte Baumann. Hier brauche es Leitlinien, auch im Sinne der Chancengleichheit. 

Thomas Bachmann, Vorsorgeberater bei der Valiant Bank, erhielt den Preis der «Stiftung Eigenverantwortung». Er wurde für seine Diplomarbeit ausgezeichnet, in der er einen Leitfaden für Pensionskassen zur Digitalisierung erstellte.

Sonderausgabe mit Verzeichnis

Die Sonderausgabe Sammel- und Gemeinschaftseinrichtungen 2021 enthält ein Verzeichnis der wichtigsten Anbieter sowie einen redaktionellen Teil mit Fachartikeln aus der Welt der Sammelstiftungen. Die Sonderausgabe kann auch einzeln bestellt werden zum Preis von 29 Franken im Online-Shop von vps.epas.ch