Kantonale Pensionskassen

Westschweiz und Tessin auf Tauchstation

Der Absturz an den Finanzmärkten Ende 2018 brachte die kantonalen Pensionskassen ins Straucheln. Ihre Deckung und Performance nahmen deutlich ab. Wir bieten Ihnen an, die Bilanz 2018 genauer zu betrachten.

Stellen Sie sich einmal vor, jede kantonale Pensionskasse wäre eine Luftblase, die in einem Zylinderglas in einer Flüssigkeit schwimmt. Je grösser – gemessen am verfügbaren Vorsorgevermögen – die Kasse ist, desto grösser ist auch ihre Luftblase. Je besser aufgestellt – gemessen am Deckungsgrad – die Vorsorgeeinrichtung ist, desto mehr schwimmt ihre Blase obenauf.

Wir haben eine Infografik erarbeitet, die genau dieser Vorstellung entspricht. Diese zeigt Ihnen auf, dass man auch als kleine Kasse sehr gesund dastehen und durchaus auch mit einem bescheidenen Vermögen hoch obenauf schwimmen kann. Umgekehrt kann eine vermögendere, grössere Kasse Schwierigkeiten haben, ihr Deckungssoll zu erfüllen. Entsprechend geht sie dann in unserem Zylinder auf Tauchstation. Dies gilt bei den kantonalen Pensionskassen vor allem für die Romandie und das Tessin.

Zieht man alle Eckdaten der Kassen in Betracht, relativiert sich der erste Eindruck. Man muss nuancieren: Erstens muss nach der Finanzierungsform der Kassen differenziert werden. Die orange beschrifteten Kassen sind vollkapitalisiert, die blauen teilkapitalisiert. Dadurch verändert sich die Höhe einer vollen Deckung. Kassen in Teilkapitalisierung haben einen Zieldeckungsgrad von 80 Prozent. Bei der Vollkapitalisierung sind es deren 100. Jeweils ohne Wertschwankungsreserve. Zweitens gibt es eine Fülle weiterer Parameter, die einen Einfluss auf die Deckungssituation einer Pensionskasse haben: etwa der technische Zinssatz und der Umwandlungssatz. Drittens spielt die Lage an den Finanzmärkten zum Zeitpunkt der Bilanzierung (hier 31. Dezember 2018) eine kapitale Rolle. Ende letzten Jahres waren die Börsen selber auf Tauchstation. Entsprechend stark wurden auch die Deckungsgrade der Kassen in unserer Stichprobe gedrückt. Ihre Nettoperformances lagen allesamt im Minus.

Wenn Sie sich im Detail für die Eckdaten der kantonalen Kassen interessieren, empfehlen wir Ihnen sehr gerne unsere umfassende Excel-Tabelle. Die Daten wurden direkt bei den Kassenleitenden erhoben.

Die mittelgrossen bis grossen Deutschschweizer Pensionskassen in Vollkapitalisierung schweben um die 100-Prozent-Marke herum. Die beiden Berner Kassen in Teilkapitalisierung liegen um die 90 Prozent. Ganz obenauf schwimmen der Kanton Nidwalden und die beiden Halbkantone Appenzell-Ausserrhoden und -Innerrhoden.

In der Tiefe des Zylinders taucht die mittelgrosse Genfer Kasse. Diese befindet sich zurzeit im Umbruch. Das Tessin schwebt seinerseits etwas höher. Wie kommt es, dass die französisch- und italienischsprachigen Kantone abfallen? Wir haben dies schon verschiedentlich bei unseren Erhebungen der Eckdaten der kantonalen Pensionskassen über die letzten Jahre beobachtet. In der Tat ist das Staatsverständnis in diesen Regionen anders als in der Deutschschweiz. Es wird in der Romandie durchaus noch auf die rettende Hand des Kantons abgestellt. Das Tessin kennt noch eine Staatsgarantie. Entsprechend scheint man weniger rasch besorgt über Unterdeckungen als in der Deutschschweiz. Zudem sind all diese Kassen im Regime der Teilkapitalisierung und haben insofern noch Zeit bis Anfang 2052 zur Erreichung einer 80prozentigen Deckung.

Wir wollen das Ganze aber auch nicht interpretatorisch überbefrachten, sondern Ihnen, liebe Webseitenbesucherinnen und -besucher Raum und Zeit geben, sich Ihre eigenen Gedanken zu machen.

Anne Yammine
Redaktorin «Schweizer Personalvorsorge»

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Mehr dazu lesen Sie in der Aprilausgabe der «Schweizer Personalvorsorge» 2019.

Download Excel-Tabelle Eckdaten der kantonalen Kassen