Kantonale Pensionskassen «Schweizer Personalvorsorge» 3/22

Eine tiefgreifende Reform, die Früchte trägt

Vor drei Jahren verordnete sich die Pensionskasse des öffentlichen Dienstes des Kantons Neuenburg (CPCN) eine regelrechte Rosskur, die sich inzwischen ausbezahlt hat: Die finanziellen Grundlagen wurden gestärkt und der künftige Aufwand wurde rigoros gesenkt. Chronik einer beeindruckenden Erfolgsgeschichte.

Frédéric Rein

Die Pensionskasse des öffentlichen Dienstes des Kantons Neuenburg (CPCN) von heute sieht ihrer Vorgängerin zum Verwechseln ähnlich. Gleicher Name, gleiche Grösse (29 000 Versicherte). Doch der Schein trügt. Denn in den letzten drei Jahren wurde im Hintergrund eine umfangreiche Konsolidierung vorgenommen.

Dank dieser tiefgreifenden Reform gehört die CPCN gemäss einem von Comparis im August 2021 veröffentlichten Report nun zur Kategorie der günstigsten Kassen mit der besten Performance. Auch die Zahlen können sich sehen lassen: Die über drei Jahre kumulierte Performance belief sich auf +25.4% (2019: +11.9%; 2020: +5.1% und 2021: +8.4%), während Ende 2021 der Deckungsgrad von 80%, der gemäss der OAK BV bis spätestens 2052 und gemäss kantonalen Vorgaben bis 2039 erreicht werden muss, bereits übertroffen wurde. Auch die Wertschwankungsreserve (WSR) hat den Sollwert erreicht (950 Millionen oder 17.1% des Vermögens).

In der Immobilienverwaltung bewirkten gezielte Massnahmen und eine Reorganisation eine Performancesteigerung, die sich in einem deutlichen Rückgang der Leerbestände (-18%) und entsprechend vielen Mehreinnahmen zeigt. Gleichzeitig hat die CPCN ihre finanziellen Grundlagen, d. h. ihre Rückstellungen, deutlich gestärkt, um langfristig ihre finanzielle Stabilität zu verbessern. Die WSR und die höheren Rückstellungen entsprechen 30% des Vorsorgevermögens und erlauben es der Kasse, sich gegen die Volatilität der Börsen und den Rückgang der Renditeerwartungen abzusichern.

Kurzum, der CPCN ist es trotz erheblicher Herausforderungen gelungen, «den viel zu niedrigen Deckungsgrad anzuheben und dadurch dafür zu sorgen, dass es der Kasse besser und besser geht», meint Alain Kolonovics, der Direktor der CPCN.

Die Gestaltung der Zukunft beginnt bereits heute

«Eine Kasse ist keine Sprinterin, sondern eine Marathonläuferin, und mit dieser Sichtweise haben wir unsere Strategie umgesetzt», fährt er fort. Kolonovics weiss auch, dass Vorsicht besser als Nachsicht ist, wie der Deckungsgrad beweist. Innerhalb von drei Jahren konnte er einen Anstieg um 15 Punkte erzielen, obwohl der Wachstumspfad nur drei Punkte vorgab, und dieses Ergebnis wäre ohne die zusätzliche Rückstellungszuweisung (+12% der Verbindlichkeiten) sogar doppelt so hoch ausgefallen.

«Die Stärkung der Strukturen bringt der CPCN zwar nicht sofort greifbare Resultate, dafür sind aber ihre Entwicklungsperspektiven umso besser», ist Alain Kolonovics überzeugt. «Das gilt ebenfalls für die Leistungen. Durch die Konsolidierung der finanziellen Grundlagen und die strikte Kontrolle der Kostenseite lässt sich die erforderliche jährliche Rendite auf 1.5% senken. Diese bescheidenen Renditeanforderungen sind eine Investition in die Zukunft, denn sie schützen vor dem anhaltenden Tiefzinsumfeld und beugen der demografisch bedingten Mehrbelastung vor. Vor allem aber optimieren sie künftige Zinsgutschriften und damit die Entwicklung der versicherten Leistungen. Durch dieses Vorgehen verzichtet die Kassenleitung bewusst auf übertriebene Erwartungen an die Börsenperformance, stellt aber gleichzeitig sicher, dass die Kapitalisierung in erster Linie die Leistungen stützt. Die Schlüsselwörter zur Lösung des offenkundigen Generationenkonflikts lauten: Konsolidierung (der finanziellen Grundlagen) und Optimierung (der Zinsen). Gleichzeitig müssen wir aber generell aufhören, das Kapitaldeckungsverfahren der 2. Säule zu torpedieren.»

Niedrigere Beiträge und höhere Zinsen

Eine gesunde und stabile finanzielle Basis stützt sich auf eine Reihe weiterer Massnahmen: die Umstellung auf das Beitragsprimat, die Senkung des technischen Zinssatzes auf die Hälfte, das Vorantreiben des Rekapitalisierungsplans und die vollständige Äufnung der WSR. Darüber hinaus wurden durch eine umfassende Reorganisation die Verwaltungskosten massiv gesenkt (-25%).

«Die Digitalisierung der Kasse hat zu dieser Kostensenkung beigetragen und bildet einen Schwerpunkt unserer Entwicklung», präzisiert Alain Kolonovics. «Die Digitalisierung unterstützt uns bei der Beratung und der Informationspflicht und ermöglicht uns, massgeschneiderte Lösungen anzubieten. Sie unterstützt uns zudem beim Vermitteln komplexer Sachverhalte auf leicht verständliche Weise.»

«Dank dieser digitalen (R)evolution konnten wir eine Beitragssenkung (Rekapitalisierung und Kosten) und eine Verzinsung der Altersguthaben der aktiven Versicherten in Höhe von 5% im Jahr 2021 vorschlagen – der durchschnittliche Satz über drei Jahre beträgt 3.25%. Auch die Rentnerinnen und Rentner konnten von den Reformen und den hervorragenden Resultaten profitieren: Sie erhielten eine zusätzliche ausserordentliche Monatsrente. Neben der Senkung der Beiträge per 1. Januar 2022 hat der Verwaltungsrat den Versicherten einen wählbaren Sparplan, Epargne+, angeboten», führt Alain Kolonovics aus. «So können sie wählen, ob sie die Senkung der Beiträge zur Aufbesserung ihres Nettolohns oder zur Bildung von zusätzlichem Sparkapital verwenden möchten.»

In der Aprilausgabe der «Schweizer Personalvorsorge» publizieren wir wie jedes Jahr eine aktuelle Zusammenstellung der wichtigsten Eckwerte der kantonalen Pensionskassen. Auf dieser Site werden Sie ein Excel-Sheet mit sämtlichen Daten zum Download vorfinden sowie einen ergänzenden Kommentar zur Verzinsung.